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Foto: Annie Alder

Tagungsbericht: INTERFACH weiterdenken – Zwischentagung zur Entfaltung gemeinsamer Perspektiven

Vom 9. bis 11. Oktober 2024 fand die Zwischentagung „INTERFACH weiterdenken“ im Science Park in Kassel statt. Zusammen mit den Tagungsgäst:innen und den eingeladenen Diskutantinnen Heike de Boer, Daniela Merklinger und Birgit Brandt wurden Konzepte von „Fachlichkeit(en)“ in kooperativen Formaten diskutiert und weiterentwickelt. Wissenschaftler:innen aus Erziehungswissenschaft sowie Deutsch- und Mathematikdidaktik aus dem Kolleg und darüber hinaus haben – ganz im Sinne von INTERFACH – den Diskurs vielperspektivisch vorangetrieben. Den Ausgangspunkt für die gemeinsame Forschungsarbeit boten anregende Impulse der Kollegiat:innen und aufbereitete Daten der Videostudie. Dies ermöglichte eine interdisziplinäre Untersuchung der Schnittstelle zwischen Fachlichkeit & Interaktion im Unterrichtsgeschehen. Der Ertrag der Tagung liegt insbesondere in der Elaboration empirischer Fachlichkeit(en) und der Erprobung gemeinsamer Untersuchungsstrategien und -formate. 

Den Startpunkt der Tagung stellte ein interdisziplinärer Austausch über die verwendeten Begriffsvarianten von „Fachlichkeit“ und damit die Fortführung eines kollegialen Verständigungsprozesses dar (Alexandra Dannenberg & Georg Breidenstein). Darauf folgten thematische Impulse, die anhand von Datenmaterial und Erkenntnissen der Einzelprojekte der Kollegiat:innen gestaltet worden sind. Im Zentrum standen die situative Verhandlung von Schüler:innenfragen im Deutsch- bzw. Mathematikunterricht der Grundschule (Ann-Christin Beforth, Emine Shaka, Lisa Mehmel & Timon Demburg) sowie Fragen nach dem Handeln von Schüler:innen  bezogen auf Modi des ‚Entdeckens‘ und ‚Erledigens‘, schüler:innenseitige Aufgabenbearbeitung und ‚Stützpraktiken‘ (Tanya Tyagunova, Patrick Schreyer & Romina Schmidt-Drechsler). Die Verortung dieser Forschungsgegenstände im Spannungsfeld fachlicher und interaktiver Unterrichtsprozesse führte in Form produktiver Diskussionen zu einer weiteren Differenzierung von beobachtbaren Fachlichkeiten.

Am nächsten Tag wurde den Praktiken der Verwendung arithmetischer Arbeitsmittel (Sandra Parsch) und der situativen Verwendung von Mustern und Strukturen im grundschulischen Fachunterricht (Candy Friedrich & Elisa Wagner) in Form zweier Impulse aus dem Kolleg nachgegangen. Hierbei geriet u. a. das Adressierungsgeschehen in den Fokus und die daraus resultierenden interaktiven und fachlichen Anforderungen, die das schulische Feld produziert. In Einzelgesprächen in Form eines wissenschaftlichen Spaziergangs wurde sich über bisherige Erkenntnisse der Tagung in Bezug auf das Verständnis von Fachlichkeit zwischen Forscher:innen verschiedener Karrierestufen ausgetauscht. 

Im Rahmen eines Workshops (Olivia Kleinfeld & Amelie Krug) wurden der Tagungsgemeinschaft aufbereitete Szenen aus der INTERFACH-Videostudie präsentiert. Die damit erzeugte produktive Irritation ermöglichte es, (eigene) Analysepraktiken im Umgang mit Videodaten zu hinterfragen und weiterführende Überlegungen in Bezug auf Berührungspunkte fachlicher und interaktiver Praktiken des Unterrichts zu entwickeln. 

Abbildung: Verena Kern

In zwei letzten Impuls-Beiträgen widmeten sich Kollegiatinnen am Folgetag dem Konzept einer „fachlichen Wissensordnung“ (Melanie Leonhard) und der Erfassung fachspezifischer, professioneller Kompetenzen von Lehrkräften (Dana Kirch). Der letzte Tagungstag galt zudem der Explizierung und Bündelung von Diskussionslinien. So setzten Heike de Boer, Daniela Merklinger und Birgit Brandt in Bezug auf die Tagungsinhalte zentrale Akzente etwa bezogen auf eine empirische Ausdifferenzierung von Fachlichkeit, bedeutsame Implikationen der Bearbeitung von ‚Aufgaben‘ und der Perspektivierung fachlicher Praxis durch Schüler:innen für die Erforschung von fachlichem Unterrichtsgeschehen.

Insgesamt liegt der Gewinn der Tagung in der Weiterentwicklung empirischer Fachlichkeitskategorien, der intensiven Untersuchung der Verschränkungslinie aus Fachlichkeit und Interaktion in der Unterrichtspraxis und im kooperativen Wissenschaftsstil der einzelnen Formate.Neben dem intensiven fachlichen und methodologischen Austausch bot die Tagung auch einen Raum für das Erproben und Erleben innovativer Präsentations- und Gesprächsformate. 

Foto: Annie Alder

Wir danken allen Teilnehmenden sehr herzlich für ihr Kommen und Weiterdenken! 

Das Tagungsteam
Elisa Wagner, Amelie Krug, Alexandra Dannenberg, Olivia Kleinfeld & Romina Schmidt-Drechsler