H3

Hier finden Sie zukünftig die Forschungsprojekte, die im Graduiertenkolleg durchgeführt werden.

Projekte

Qualitätsmerkmale von Interaktionen beim Austausch in mathematischen Gesprächen in Plenumssituationen

Ann-Christin Beforth

Im Fokus des Projekts stehen mathematische Gespräche im Grundschulunterricht, welche sich in der Interaktion im Klassenplenum zwischen Lehrperson und SchülerInnen vollziehen. Von besonderem Interesse ist dabei, wie und in welcher Tiefe die fachliche Auseinandersetzung in diesen Interaktionen stattfindet und wie die Lehrperson auf diese einwirkt. Als Untersuchungsgestand ergibt sich hieraus das Zusammenspiel von Interaktionsgestaltung und fachlicher Qualität in mathematischen Gesprächen.

Ein Blick in die Forschung zeigt, dass kaum Ergebnisse über eine zusammenhängende Betrachtung von Gesprächsführung und fachlichen Inhalten in mathematischen Gesprächen im Plenum im (Grundschul-)Mathematikunterricht vorliegen. Unter der Fragestellung, inwiefern sich fachliche Qualität in mathematischen Gesprächen im Plenum zeigt und welche Qualitätsmerkmale diese aufweisen, sollen Plenumssituationen gezielt in den Blick genommen und auf typische Interaktionsmuster hin analysiert werden.

Grundlage der Datenanalyse bilden videographierte Mathematikstunden der Grundschule, in welchen zunächst Plenumssituationen mit mathematischen Gesprächen identifiziert werden. Anschließend werden diese in Hinblick auf Interaktionsmuster und fachliche Tiefe der Auseinandersetzung mit den Inhalten untersucht, sodass Indikatoren für fachliche Qualität von Interaktionen in mathematischen Gesprächen identifiziert werden können. Final wird eine erste Formulierung von Qualitätsmerkmalen von Interaktionen beim Austausch in mathematischen Gesprächen im Plenum angestrebt.

Interaktionen von Lehrkräften mit Schüler:innen nicht-deutscher Herkunftssprache im Mathematikunterricht der Grundschule

Alexandra Dannenberg

Internationale Vergleichsstudien zeigen, dass die Leistungsunterschiede im Fach Mathematik zwischen Schüler:innen, deren Erstsprache mit der Unterrichtssprache übereinstimmt, und Schüler:innen mit einer anderen Herkunftssprache in Deutschland besonders groß sind. Dies wird einerseits darauf zurückgeführt, dass Sprache im Mathematikunterricht sowohl kommunikative Funktion für allgemeine mathematische Kompetenzen, wie das Kommunizieren, Argumentieren und Darstellen, als auch kognitive Funktion für das Verständnis mathematischer Konzepte hat. Andererseits spielt die Erstsprache der Lernenden eine wichtige Rolle für die Förderung konzeptionellen Verständnisses und für die Teilhabe an der Unterrichtsinteraktion. Für die Partizipation an der Unterrichtsinteraktion ist Sprache nicht nur bedeutend, weil darüber mathematisches Wissen aufgebaut wird, Schüler:innen können auch als mathematisch kompetent aufgrund von Sprache dargestellt werden. Gleichzeitig ist die Nutzung der Erstsprache im Unterricht nicht trivial, insbesondere, wenn in einer Klasse verschiedene Erstsprachen vertreten sind. Diesem komplexen Problem widmet sich das Projekt, das anhand teilnehmender Beobachtung von Unterrichtssituationen der Frage nachgeht, wie Lehrkräfte mit Schüler:innen nicht-deutscher Herkunftssprache interagieren. Angestrebt wird zudem ein Vergleich verschiedener Schulen unter Verbindung von qualitativen und quantitativen Methoden.

Sprachinklusive Fachunterrichtspraktiken im Kontext von Mehrsprachigkeit: Erkenntnisse aus Sprachfördermodellen der Grundschulen in Deutschland

Simay Birce Er

Wie in vielen europäischen Ländern werden auch in deutschen Grundschulen Sprachfördermodelle für Lernende mit unzureichenden Sprachkenntnissen angeboten. Aufgrund der starken Konzentration auf einen kurzfristigen intensiven Deutschunterricht und der Vernachlässigung des Unterrichts in anderen Fächern, treten jedoch nach dem Übergang in die Regelklassen häufig Lernprobleme in anderen Fächern auf.  Eine Literaturrecherche zeigt, dass nur wenige Studien auf eine systematische Forschung zum spracheninklusiven Unterricht in Deutschland zurückgreifen können. Das Projekt zielt darauf ab, forschungsbasierte Erkenntnisse über die Stärken und Schwächen von Sprachfördermodellen im Hinblick auf die Förderung der sprachlichen Inklusion im Fachunterricht zu vergleichen und bereitzustellen. Die Studie verwendet eine qualitative Fallstudienmethode mit einem vergleichenden Design. Um zu verstehen, wie Sprache und Fachunterricht in den verschiedenen Sprachfördermodellen integriert werden, werden Unterrichtsbeobachtungen im Mathematik- und Deutschunterricht und anschließende Interviews mit den Klassenlehrer:innen durchgeführt. Auf Grundlage der Ergebnisse der qualitativen Studie wird eine standardisierte Beobachtungsskala entwickelt, um die sprachliche Inklusion in mehrsprachigen Klassenzimmern zu ermitteln. Die Beobachtungsskala wird dann anhand von Videostudien getestet.

Erfassung fachspezifischer professioneller Kompetenz von Rechtschreiblehrkräften - Entwicklung und Validierung eines videovignettenbasierten Erhebungsinstrumentes

Dana Kirch

Das Professionswissen von Deutschlehrkräften rückt zunehmend in den Fokus empirischer Forschungsbemühungen. Trotz dessen steht die systematische Erfassung des Professionswissens in der Fachdidaktik Deutsch noch am Anfang. In dem Dissertationsprojekt wird daher ein Testverfahren zur Erfassung des professionellen Wissens von Lehrkräften im Rechtschreibunterricht entwickelt und validiert. Dazu wird ein videovignettenbasiertes Erhebungsinstrument mit offenem Antwortformat konzipiert. Die Videoclips zeigen typische Unterrichtssituationen des Rechtschreibunterrichts der Primarstufe, die die an der Videostudie partizipierenden Lehrkräfte diskutieren und analysieren sollen. Die Situiertheit von Videovignetten erscheint dabei in besonderer Weise geeignet, um neben Fachwissen und fachdidaktischem Wissen auch reflexive und aktionsbezogene Kompetenzen der Lehrkräfte zu erfassen. Da bisher nur wenige fachdidaktisch orientierte Studien zur Unterrichtsqualität im Deutschunterricht vorliegen, ist es ein weiteres Anliegen des Projekts, Merkmale (fachspezifischer) Unterrichtsqualität im Rechtschreibunterricht genauer in den Blick zu nehmen und für die videobasierte Erfassung zu operationalisieren.

Pädagogische Diagnostik als Praxis im Deutschunterricht an Grundschulen

Thomas Kleinfeld

In meinem Dissertationsprojekt orientiere ich mich an der Verbindung von schulpädagogischen und didaktischen Blickwinkeln auf die konkrete unterrichtliche Praxis in Grundschulen, indem ich das Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen an eine als pädagogisch verstandene Diagnostik und deren tatsächlicher Umsetzung im Deutschunterricht mit Rückgriff auf ethnografische Forschungsstrategien untersuche. Anhand von Interviews und teilnehmenden Beobachtungen sollen formelle Praktiken der Dokumentation und Sichtbarmachung von Aneignungsprozessen und Lernständen, die in engem Zusammenhang mit pädagogischen Instrumenten (wie beispielsweise der Hamburger Schreibprobe) stehen, sowie das Unterrichtsgeschehen ständig begleitende informelle Praktiken der durch die Lehrkräfte vorgenommenen diagnostischen Einschätzungen und Entscheidungen beschrieben werden.

Zur situativen Herstellung von Differenz und Gemeinsamkeit in heterogenen Lerngruppen im Deutschunterricht in der Grundschule

Amelie Krug

Das dialektische Verhältnis von Gemeinsamkeit und Differenz (oder Gleichheit/Individualität) prägt den Grundschulunterricht für eine heterogene Schülerschaft und stellt eine zentrale Herausforderung inklusionspädagogischer Unterrichtsentwicklung dar, insbesondere für die Entwicklung inklusiver fachdidaktischer Ansätze.

Differenz(en) und Gemeinsamkeit(en) liegen im Unterricht nicht einfach vor, sondern werden in sozialen Praktiken und damit verbundenen interaktiven Zuschreibungen von Merkmalen sowie durch in den Praktiken vorkommende Adressierung der Schüler*innen in spezifischen Ordnungen hervorgebracht, stabilisiert und transformiert.

Im Forschungsprojekt soll der interaktive Vollzug des Unterrichts mit der Sachdimension eines inklusiven Deutschunterrichts in Zusammenhang gebracht werden. Es wird untersucht, wie in pädagogischen Praktiken qua Anerkennung Differenz(en) bearbeitet oder (re-)produziert werden sowie Teilhabemöglichkeiten etabliert oder beschränkt – und bezogen auf den fachlichen Gegenstand verhandelt werden. Gefragt wird danach, inwiefern dabei die Sache des Deutschunterrichts, explizit die Rechtschreibung, zu einem normativen Bezugsrahmen wird.

Interaktionen zwischen Lehrkräften, Schüler:innen und Unterrichtsgegenstand bei der Betrachtung eines literarischen Werks mit hohem Polyvalenzgrad

Lisa Mehmel

Die Steuerung des Unterrichtsgesprächs durch die Lehrperson ist bereits früh in konversationsanalytischen Studien untersucht worden. Dabei zeigte sich, dass ein Aufgabe-Lösungs-Muster vorherrscht, das implizit darauf beruht, dass die Lehrperson die Lösung der Aufgabe bereits kennt und die Schüler:innen versuchen, diese herauszufinden. Dieses Muster, das auf die Herausarbeitung einer ‚richtigen‘ Lösung orientiert ist, deutet im Kontext der hier fokussierten literarischen Texte auf Schwierigkeiten hin, da das zentrale Charakteristikum dieser Texte darin besteht, mehrere (vielfältige) Interpretationen und Deutungsansätze zuzulassen, gar zu fordern. Dementsprechend erscheint eine Klassifizierung der Beiträge der Lernenden in ‚richtig‘ und ‚falsch‘ nicht ohne Weiteres möglich.

Im Rahmen des hier angestrebten Promotionsprojekts wäre zu untersuchen, welche Interaktionsmuster sowie Moderations-, Steuerungs- und Unterstützungsverfahren sich im Gespräch über den fachlichen Gegenstand beim Umgang mit mehrdeutigen Texten identifizieren lassen. Besonders aus deutschdidaktischer Perspektive liegen nur wenige Studien vor, die die konkrete Unterrichtsstrukturierung im Hinblick auf die interaktive Erschließung des Gegenstands bei der Betrachtung eines literarischen Werks mit hohem Polyvalenzgrad in den Blick nehmen.

Praktiken der Interaktion mit arithmetischen Arbeitsmitteln im Unterricht der Schuleingangsphase

Sandra Parsch

Interaktion stellt im Unterricht den Raum dar, in dem Lehren und Lernen stattfindet. Dabei prägen nicht nur menschliche Akteure die alltägliche Unterrichtspraxis, auch Objekte sind in Interaktionen eingebunden und können deren Emergenz wesentlich beeinflussen und mitbestimmen. Sie sind in diesem Sinne als dingliche Akteure zu verstehen, die menschlichen Interaktionsteilnehmer:innen Deutungs- und Handlungsangebote unterbreiten.

Das Forschungsprojekt greift diese Perspektive auf. Es widmet sich der Beobachtung und Beschreibung von Interaktionen im Mathematikunterricht der Grundschule mit dem Fokus auf die Einbindung arithmetischer Arbeitsmittel. Dabei wird nicht nur eine fachliche, mathematikdidaktische Perspektive auf alltägliches Unterrichtsgeschehen eingenommen. Es wird danach gefragt, wie sich organisatorische Handlungsabläufe und fachliche Praktiken gegenseitig bedingen.

Die Betrachtung arithmetischer Arbeitsmittel stellt für mich ein besonders spannendes Themengebiet dar. Sie ermöglichen Kindern grundlegende Einblicke in abstrakte mathematische Zahl- und Aufgabenbeziehungen und -strukturen, die sonst nur schwer greifbar wären. Ein mathematisch fundiertes Verständnis ergibt sich jedoch nicht durch das bloße Handeln mit den Materialen, sondern bedarf des bewussten Umgangs und Interaktion mit ihnen.

In der Öffnung des Blicks auf fachliche und organisatorische Unterrichtsabläufe im Klassenzimmer kann sichtbar werden, wie dieser sensible Gegenstand in die strukturellen Gegebenheiten der Institution Schule eingebettet ist und welche Praktiken des Umgangs und Einsatzes sich etabliert haben.

Interaktion anhand des Schulbuchs im Mathematikunterricht der Grundschule

Julia Michelle Schröder

Mathematiklehrwerke stellen weltweit das potenziell implementierte Curriculum dar, also die Zwischenstufe zwischen den Erwartungshaltungen an den Unterricht und deren Umsetzung in der unterrichtlichen Praxis. Während sich verschiedene Untersuchungen auf Vergleiche von Lehrwerken oder deren Analyse hinsichtlich ihres mathematikdidaktischen Potenzials fokussieren, gibt es kaum empirische Studien zum praktischen Umgang mit ihnen im Grundschulunterricht. 

Im Hinblick auf dieses Forschungsdesiderat fragt das Projekt danach, wie Lehrwerke im alltäglichen Mathematikunterricht situativ eingesetzt werden und was dies für das fachliche Lernen bedeutet. Dafür wird Unterricht teilnehmend beobachtet und videografiert. Dabei wird das Spannungsverhältnis, in dem Lehrwerke als „Mittler“ zwischen aktuellen mathematikdidaktischen Qualitätsansprüchen, einer etablierten Interaktionsordnung und dem Ruf nach Individualisierung eingesetzt werden, analytisch fokussiert. Durch die gewonnenen Erkenntnisse sollen empirisch gehaltvolle Aussagen zum Lernen mit dem Lehrwerk als Teil alltäglicher schulischer Interaktionsordnung ermöglicht werden.

Interaktionsgestaltung in Hilfssituationen

Emine Shaka

Im Fokus des Projekts stehen mathematische Hilfssituationen im Grundschulunterricht, welche sich in der Interaktion zwischen der Lehrkraft und dem Kind vollziehen. Von besonderem Interesse ist dabei, wie diese Interaktionen, bei denen inhaltliche Hilfestellung erfolgt, gestaltet und wie unterstützende Aktivitäten der Lehrperson an die Verstehensprozesse der Schüler:innen angepasst werden. Als Untersuchungsgegenstand ergibt sich hieraus das Zusammenspiel von Adaptivität und kognitiver Aktivierung sowie deren Rolle für die fachliche Qualität in Hilfssituationen. Der Blick in die Forschung zeigt, dass hierzu kaum Ergebnisse vorliegen. Unter der Fragestellung, inwiefern sich fachliche Qualität in Hilfssituationen zeigt, sollen Interaktionssituationen mit Hilfscharakter gezielt in den Blick genommen und auf typische Muster hin analysiert werden. Grundlage der Datenanalyse bilden videographierte Mathematikstunden der Grundschule, in welchen zunächst die Hilfssituationen identifiziert werden. Anschließend sollen diese in Hinblick auf die kognitive Aktivierung, Adaptivität und fachliche Tiefe ausgewertet werden, sodass Indikatoren für eine fachliche Qualität in Hilfssituationen hergeleitet werden können.

Interaktion anhand des Schulbuchs im Mathematikunterricht der Grundschule

Rebekka Will

Mathematiklehrwerke stellen weltweit das potenziell implementierte Curriculum dar, also die Zwischenstufe zwischen den Erwartungshaltungen an den Unterricht und deren Umsetzung in der unterrichtlichen Praxis. Während sich verschiedene Untersuchungen auf Vergleiche von Lehrwerken oder deren Analyse hinsichtlich ihres mathematikdidaktischen Potenzials fokussieren, gibt es kaum empirische Studien zum praktischen Umgang mit ihnen im Grundschulunterricht. 

Im Hinblick auf dieses Forschungsdesiderat fragt das Projekt danach, wie Lehrwerke im alltäglichen Mathematikunterricht situativ eingesetzt werden und was dies für das fachliche Lernen bedeutet. Dafür wird Unterricht teilnehmend beobachtet und videografiert. Dabei wird das Spannungsverhältnis, in dem Lehrwerke als „Mittler“ zwischen aktuellen mathematikdidaktischen Qualitätsansprüchen, einer etablierten Interaktionsordnung und dem Ruf nach Individualisierung eingesetzt werden, analytisch fokussiert. Durch die gewonnenen Erkenntnisse sollen empirisch gehaltvolle Aussagen zum Lernen mit dem Lehrwerk als Teil alltäglicher schulischer Interaktionsordnung ermöglicht werden.