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Hier finden Sie zukünftig die Forschungsprojekte, die im Graduiertenkolleg durchgeführt werden.

Projekte

Qualitätsmerkmale von Interaktionen beim Austausch in mathematischen Gesprächen in Plenumssituationen

Ann-Christin Beforth

Im Fokus des Projekts stehen mathematische Gespräche im Grundschulunterricht, welche sich in der Interaktion im Klassenplenum zwischen Lehrperson und SchülerInnen vollziehen. Von besonderem Interesse ist dabei, wie und in welcher Tiefe die fachliche Auseinandersetzung in diesen Interaktionen stattfindet und wie die Lehrperson auf diese einwirkt. Als Untersuchungsgestand ergibt sich hieraus das Zusammenspiel von Interaktionsgestaltung und fachlicher Qualität in mathematischen Gesprächen.

Ein Blick in die Forschung zeigt, dass kaum Ergebnisse über eine zusammenhängende Betrachtung von Gesprächsführung und fachlichen Inhalten in mathematischen Gesprächen im Plenum im (Grundschul-)Mathematikunterricht vorliegen. Unter der Fragestellung, inwiefern sich fachliche Qualität in mathematischen Gesprächen im Plenum zeigt und welche Qualitätsmerkmale diese aufweisen, sollen Plenumssituationen gezielt in den Blick genommen und auf typische Interaktionsmuster hin analysiert werden.

Grundlage der Datenanalyse bilden videographierte Mathematikstunden der Grundschule, in welchen zunächst Plenumssituationen mit mathematischen Gesprächen identifiziert werden. Anschließend werden diese in Hinblick auf Interaktionsmuster und fachliche Tiefe der Auseinandersetzung mit den Inhalten untersucht, sodass Indikatoren für fachliche Qualität von Interaktionen in mathematischen Gesprächen identifiziert werden können. Final wird eine erste Formulierung von Qualitätsmerkmalen von Interaktionen beim Austausch in mathematischen Gesprächen im Plenum angestrebt.

Sprachinklusive Fachunterrichtspraktiken im Kontext von Mehrsprachigkeit: Erkenntnisse aus Sprachfördermodellen der Grundschulen in Deutschland

Simay Birce Cirit

Wie in vielen europäischen Ländern werden auch in deutschen Grundschulen Sprachfördermodelle für Lernende mit unzureichenden Sprachkenntnissen angeboten. Aufgrund der starken Konzentration auf einen kurzfristigen intensiven Deutschunterricht und der Vernachlässigung des Unterrichts in anderen Fächern, treten jedoch nach dem Übergang in die Regelklassen häufig Lernprobleme in anderen Fächern auf.  Eine Literaturrecherche zeigt, dass nur wenige Studien auf eine systematische Forschung zum spracheninklusiven Unterricht in Deutschland zurückgreifen können. Das Projekt zielt darauf ab, forschungsbasierte Erkenntnisse über die Stärken und Schwächen von Sprachfördermodellen im Hinblick auf die Förderung der sprachlichen Inklusion im Fachunterricht zu vergleichen und bereitzustellen. Die Studie verwendet eine qualitative Fallstudienmethode mit einem vergleichenden Design. Um zu verstehen, wie Sprache und Fachunterricht in den verschiedenen Sprachfördermodellen integriert werden, werden Unterrichtsbeobachtungen im Mathematik- und Deutschunterricht und anschließende Interviews mit den Klassenlehrer:innen durchgeführt. Auf Grundlage der Ergebnisse der qualitativen Studie wird eine standardisierte Beobachtungsskala entwickelt, um die sprachliche Inklusion in mehrsprachigen Klassenzimmern zu ermitteln. Die Beobachtungsskala wird dann anhand von Videostudien getestet.

Interaktionen von Lehrkräften mit Schüler:innen nicht-deutscher Herkunftssprache im Mathematikunterricht der Grundschule

Alexandra Dannenberg

Schüler*innen mit einer anderen Erstsprache als der Unterrichtssprache erzielen in mathematischen Leistungstests immer wieder schlechtere Ergebnisse als Schüler*innen, deren Erstsprache mit der Unterrichtssprache übereinstimmt. Mit diesem Problem befassen sich zwei Forschungsdisziplinen: Mathematikdidaktische Forschung versucht die sprachlichen Anforderungen beim Mathematiklernen zu bestimmen, während erziehungswissenschaftliche Forschung zum Schulerfolg von mehrsprachigen Schüler*innen den Zusammenhang zu gesellschaftlichen Machtverhältnissen sowie die Notwendigkeit betont, die Interaktion zwischen Lehrkräften und Schüler*innen in den Blick zu nehmen. Dieses Dissertationsprojekt versucht beide Perspektiven zu kombinieren und einen Fokus auf Unterrichtspraktiken zu legen, die als situiert und nur teilweise rational verstanden werden. Mit einer ethnographischen Untersuchungsanlage soll der Frage nachgegangen werden, wie Lehrkräfte mit sprachlich diversen Schüler*innen im Mathematikunterricht der Grundschule interagieren, ob und wie dabei Differenz hergestellt wird. Basierend auf teilnehmender Beobachtung von Mathematikunterricht in vier Grundschulen wurden Beobachtungsprotokolle erstellt, die aktuell mit Methoden analysiert werden, die sich an der Grounded Theory orientieren.

Schüler*innenfragen in der Unterrichtsinteraktion: Eine vergleichende Analyse unter Berücksichtigung der Fragequalität im Deutsch- und Mathematikunterricht der Grundschule

Timon Demburg

Im wissenschaftlichen Diskurs ist die Signifikanz von Schüler*innenfragen für die Anbahnung von Lern- und Bildungsprozessen unumstritten. Obwohl schüler*innenseitige Fragen im Gegensatz zu lehrer*innenseitigen Fragen in unterrichtlichen Interaktionen nur selten auftreten, wird ihnen ein hohes didaktisches Potenzial beigemessen, vor allem wenn sie inhaltlich fokussiert und auf einem qualitativ höheren Niveau zum Lerngegenstand formuliert werden. Solche Fragen können das Vorwissen der Lernenden aktivieren und sie zu Transferleistungen motivieren. In der aktuellen grundschulbezogenen Forschungsliteratur beziehen sich dennoch nur wenige Studien explizit auf das qualitative Niveau schüler*innenseitiger Fragen im Unterricht. Es dominieren sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene Studien zur Bedeutung und Struktur von Lehrer*innenfragen im Kontext von Unterricht und Unterrichtsqualität. 
Um die aufgezeigte Forschungslücke zu verringern, richtet sich das vorliegende Promotionsvorhaben auf die Untersuchung von Schüler*innenfragen unter Berücksichtigung der Fragequalität in klassenöffentlichen Unterrichtsgesprächen im Deutsch- und Mathematikunterricht der Grundschule. Das Forschungsvorhaben zielt darauf ab, mit Hilfe der ethnomethodologischen Konversationsanalyse Schüler*innenfragen im Deutsch- und Mathematikunterricht in der Interaktionspraxis zu untersuchen und zu vergleichen. Dabei sollen von Schüler*innenfragen ausgehende Lernprozesse empirisch erschlossen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse für didaktische Umsetzungen nutzbar gemacht werden.

„Forschen und Entdecken“ im Rechtschreibunterricht der Grundschule

Candy Friedrich

Sowohl allgemein- als auch fachdidaktische Konzeptionen zur Gestaltung von (Grundschul-)Unterricht orientieren sich an einer konstruktivistischen Auffassung von Lehren und Lernen. In Formen wie dem „Entdeckenden Lernen“ wird diesem Lernverständnis Rechnung getragen, welches schüler*innenseitig ein hohes Maß an eigenaktiver Wissensaneignung postuliert und den Prozess des Wissenserwerbs in den Fokus rückt. Die Lehrpersonen sind in der Verantwortung, entsprechende Lernangebote bereitzustellen bzw. Lernumgebungen zu gestalten.

Aus den Videodaten der Interfach-Videostudie geht hervor, dass Lehrpersonen für den Rechtschreibunterricht häufig einen Modus des „Forschens und Entdeckens“ aufrufen. Das Projekt setzt an dieser Stelle an und fragt danach, wie dieser Modus in der Unterrichtsinteraktion hervorgebracht und mit Blick auf das fachliche Lernen (aus)gestaltet wird. Ausgehend vom methodologischen Konstrukt der Lernkultur (Kolbe et al., 2008) gilt es, aus praxeologischer Perspektive die für das „Forschen und Entdecken im Rechtschreibunterricht“ typischen Aneignungs- und Vermittlungsprozesse über eine Lerngruppe hinaus zu rekonstruieren und damit mehr über die tatsächliche Praxis des Rechtschreibunterrichts zu erfahren. 

Erfassung fachspezifischer professioneller Kompetenz von Rechtschreiblehrkräften - Entwicklung und Validierung des bild- und videobasierten Erhebungsinstruments KoRevi

Dana Kirch

Das Professionswissen von Deutschlehrkräften rückt zunehmend in den Fokus empirischer Forschungsbemühungen. Trotz dessen steht die systematische Erfassung des Professionswissens in der Fachdidaktik Deutsch noch am Anfang. In dem Dissertationsprojekt wird daher ein Testverfahren zur Erfassung des professionellen Wissens von Lehrkräften im Rechtschreibunterricht entwickelt und validiert. Dazu wird ein videovignettenbasiertes Erhebungsinstrument mit offenem Antwortformat konzipiert. Die Videoclips zeigen typische Unterrichtssituationen des Rechtschreibunterrichts der Primarstufe, die die an der Videostudie partizipierenden Lehrkräfte diskutieren und analysieren sollen. Die Situiertheit von Videovignetten erscheint dabei in besonderer Weise geeignet, um neben Fachwissen und fachdidaktischem Wissen auch reflexive und aktionsbezogene Kompetenzen der Lehrkräfte zu erfassen. Da bisher nur wenige fachdidaktisch orientierte Studien zur Unterrichtsqualität im Deutschunterricht vorliegen, ist es ein weiteres Anliegen des Projekts, Merkmale (fachspezifischer) Unterrichtsqualität im Rechtschreibunterricht genauer in den Blick zu nehmen und für die videobasierte Erfassung zu operationalisieren.

Alle machen Fehler

Olivia Kleinfeld

Beobachtungen zum Fehler-Machen im Deutsch- und Mathematikunterricht der Grundschule

Das Projekt wendet sich Szenen im Mathematik- und Deutschunterricht der Grundschule zu, in denen fachliche Fehler thematisiert werden. Diese werden im Sinne einer ethnographischen Forschungshaltung erhoben und analysiert. Im Zentrum steht die Verschränkung aus schulalltäglichem Umgang mit Fehlern und fachlichen Ansprüchen an sie, um eine mögliche fachliche Spezifik von Fehlerbearbeitungen in den Grundschulfächern Mathematik und Deutsch zu untersuchen. Mit der detaillierten Beschreibung und Analyse der verschiedenen Bearbeitungsweisen und Funktionen von fachlichen Fehlern versucht das Projekt, empirische Einblicke auf die Frage zu geben, wie Fehler in konkreten Situationen von Unterrichtsteilnehmer*innen markiert und bearbeitet werden (können) und unter welchen interaktiven Bedingungen ein fachlicher Umgang mit Fehlern stattfindet.

Zur situativen Herstellung von Differenz und Gemeinsamkeit in heterogenen Lerngruppen im Deutschunterricht in der Grundschule

Amelie Krug

Das dialektische Verhältnis von Gemeinsamkeit und Differenz (oder Gleichheit/Individualität) prägt den Grundschulunterricht für eine heterogene Schülerschaft und stellt eine zentrale Herausforderung inklusionspädagogischer Unterrichtsentwicklung dar, insbesondere für die Entwicklung inklusiver fachdidaktischer Ansätze.

Differenz(en) und Gemeinsamkeit(en) liegen im Unterricht nicht einfach vor, sondern werden in sozialen Praktiken und damit verbundenen interaktiven Zuschreibungen von Merkmalen sowie durch in den Praktiken vorkommende Adressierung der Schüler*innen in spezifischen Ordnungen hervorgebracht, stabilisiert und transformiert.

Im Forschungsprojekt soll der interaktive Vollzug des Unterrichts mit der Sachdimension eines inklusiven Deutschunterrichts in Zusammenhang gebracht werden. Es wird untersucht, wie in pädagogischen Praktiken qua Anerkennung Differenz(en) bearbeitet oder (re-)produziert werden sowie Teilhabemöglichkeiten etabliert oder beschränkt – und bezogen auf den fachlichen Gegenstand verhandelt werden. Gefragt wird danach, inwiefern dabei die Sache des Deutschunterrichts, explizit die Rechtschreibung, zu einem normativen Bezugsrahmen wird.

Interaktive Deutungsentwicklung in Unterrichtsgesprächen über Bilderbücher mit hohem Polyvalenzgrad

Lisa Mehmel

Unterrichtsgespräche weisen zumeist etablierte Muster und eingespielte Abläufe auf. Um das angestrebte Gesprächs- bzw. Lernziel zu erreichen, treten Lehrkräfte hierbei mit konkreten (inhaltlichen) Erwartungen an die Antworten der Schüler:innen heran, was sich u.a. im Umgang mit Schüler:innenäußerungen widerspiegelt. Vor diesem Hintergrund erscheinen Unterrichtsgespräche über ästhetische Lerngegenstände wie literarische Texte besonders interessant, da sie u.a. diverse Deutungsansätze eröffnen und somit etablierte institutionsspezifische Interaktionsordnungen – wie beispielsweise eine bipolare Klassifizierung der Schüler:innenantworten als ‚richtig‘ und ‚falsch‘ – herausfordern können. 

Um das Zusammenspiel von identifizierten Gesprächsstrukturen und fachlichen Potentialen für literarisches Lernen untersuchen zu können, werden konversationsanalytische und literaturdidaktische Ansätze im Kontext der Unterrichtsgesprächsforschung bei der Analyse mehrerer Unterrichtsvideos verbunden. Insbesondere soll fokussiert werden, (I) welche (lehrpersonenseitigen) Steuerungsverfahren sich hinsichtlich der kollaborativen Deutungsentwicklung im Unterrichtsgespräch identifizieren lassen, (II) welche (literarischen) Deutungsansätze schüler:innenseitig wie hervorgebracht werden und (III) wie im Gespräch mit gegenstandsbezogener (literarischer) Mehrdeutigkeit rezeptionsseitig umgegangen wird. Weiterhin wird zu diskutieren sein, (IV) wie diese Beobachtungen didaktisch hinsichtlich der Potentiale für literarisches Lernen einzuordnen sind.

Praktiken der Interaktion mit arithmetischen Arbeitsmitteln im Unterricht der Schuleingangsphase

Sandra Parsch

Interaktion stellt im Unterricht den Raum dar, in dem Lehren und Lernen stattfindet. Dabei prägen nicht nur menschliche Akteure die alltägliche Unterrichtspraxis, auch Objekte sind in Interaktionen eingebunden und können deren Emergenz wesentlich beeinflussen und mitbestimmen. Sie sind in diesem Sinne als dingliche Akteure zu verstehen, die menschlichen Interaktionsteilnehmer:innen Deutungs- und Handlungsangebote unterbreiten.

Das Forschungsprojekt greift diese Perspektive auf. Es widmet sich der Beobachtung und Beschreibung von Interaktionen im Mathematikunterricht der Grundschule mit dem Fokus auf die Einbindung arithmetischer Arbeitsmittel. Dabei wird nicht nur eine fachliche, mathematikdidaktische Perspektive auf alltägliches Unterrichtsgeschehen eingenommen. Es wird danach gefragt, wie sich organisatorische Handlungsabläufe und fachliche Praktiken gegenseitig bedingen.

Die Betrachtung arithmetischer Arbeitsmittel stellt für mich ein besonders spannendes Themengebiet dar. Sie ermöglichen Kindern grundlegende Einblicke in abstrakte mathematische Zahl- und Aufgabenbeziehungen und -strukturen, die sonst nur schwer greifbar wären. Ein mathematisch fundiertes Verständnis ergibt sich jedoch nicht durch das bloße Handeln mit den Materialen, sondern bedarf des bewussten Umgangs und Interaktion mit ihnen.

In der Öffnung des Blicks auf fachliche und organisatorische Unterrichtsabläufe im Klassenzimmer kann sichtbar werden, wie dieser sensible Gegenstand in die strukturellen Gegebenheiten der Institution Schule eingebettet ist und welche Praktiken des Umgangs und Einsatzes sich etabliert haben.

Interaktionsgestaltung in Hilfssituationen

Emine Shaka

Im Fokus des Projekts stehen mathematische Hilfssituationen im Grundschulunterricht, welche sich in der Interaktion zwischen der Lehrkraft und dem Kind vollziehen. Von besonderem Interesse ist dabei, wie diese Interaktionen, bei denen inhaltliche Hilfestellung erfolgt, gestaltet und wie unterstützende Aktivitäten der Lehrperson an die Verstehensprozesse der Schüler:innen angepasst werden. Als Untersuchungsgegenstand ergibt sich hieraus das Zusammenspiel von Adaptivität und kognitiver Aktivierung sowie deren Rolle für die fachliche Qualität in Hilfssituationen. Der Blick in die Forschung zeigt, dass hierzu kaum Ergebnisse vorliegen. Unter der Fragestellung, inwiefern sich fachliche Qualität in Hilfssituationen zeigt, sollen Interaktionssituationen mit Hilfscharakter gezielt in den Blick genommen und auf typische Muster hin analysiert werden. Grundlage der Datenanalyse bilden videographierte Mathematikstunden der Grundschule, in welchen zunächst die Hilfssituationen identifiziert werden. Anschließend sollen diese in Hinblick auf die kognitive Aktivierung, Adaptivität und fachliche Tiefe ausgewertet werden, sodass Indikatoren für eine fachliche Qualität in Hilfssituationen hergeleitet werden können.

Muster und Strukturen im Mathematikunterricht – Eine qualitative Studie zur Verbalisierung mathematischer Gedanken von Schüler:innen der Grundschule und Sekundarstufe

Elisa Wagner

Werden Muster und Strukturen als zentraler Gegenstand des Mathematikunterrichts eingeführt, lassen diese vielfältige Möglichkeiten zum gemeinsamen Bearbeiten von Aufgaben zu (vgl. Hirt & Wälti 2011). Entscheidend ist dabei, dass sich Schüler:innen darüber austauschen, was sie und was andere in Mustern sehen (vgl. Gysin 2013). Im Dissertationsprojekt „Muster und Strukturen im Mathematikunterricht – Eine qualitative Studie zur Verbalisierung mathematischer Gedanken von Schüler:innen der Grundschule und Sekundarstufe“ werden die Momente des Austausches der Schüler:innen über die Muster und Strukturen in Strukturierten Päckchen untersucht. Dafür wurden „natürliche Unterrichtssettings“ generiert, in denen die Lehrkraft die substantielle Lernumgebung der Strukturierten Päckchen einführt, diese durch Schüler:innen bearbeitet und anschließend ausgewählt präsentiert werden. Dabei wurden die Schüler:innen in Partner:innen- und Gruppenarbeitsphasen videographiert.

Interaktion anhand des Schulbuchs im Mathematikunterricht der Grundschule

Rebekka Will

Mathematiklehrwerke stellen weltweit das potenziell implementierte Curriculum dar, also die Zwischenstufe zwischen den Erwartungshaltungen an den Unterricht und deren Umsetzung in der unterrichtlichen Praxis. Während sich verschiedene Untersuchungen auf Vergleiche von Lehrwerken oder deren Analyse hinsichtlich ihres mathematikdidaktischen Potenzials fokussieren, gibt es kaum empirische Studien zum praktischen Umgang mit ihnen im Grundschulunterricht. 

Im Hinblick auf dieses Forschungsdesiderat fragt das Projekt danach, wie Lehrwerke im alltäglichen Mathematikunterricht situativ eingesetzt werden und was dies für das fachliche Lernen bedeutet. Dafür wird Unterricht teilnehmend beobachtet und videografiert. Dabei wird das Spannungsverhältnis, in dem Lehrwerke als „Mittler“ zwischen aktuellen mathematikdidaktischen Qualitätsansprüchen, einer etablierten Interaktionsordnung und dem Ruf nach Individualisierung eingesetzt werden, analytisch fokussiert. Durch die gewonnenen Erkenntnisse sollen empirisch gehaltvolle Aussagen zum Lernen mit dem Lehrwerk als Teil alltäglicher schulischer Interaktionsordnung ermöglicht werden.